Der rumänische Präsident fragt sich, welche „geheimen Abmachungen” Dragnea wohl in Israel getroffen hat.
Liviu Dragnea, Präsident der Abgeordnetenkammer des Rumänischen Parlaments & Benjamin Netanyahu, Ministerpräsident Israel
Dragnea meinte, die Kommentare (des rumänischen Präsidenten Klaus Iohannis – Anm. d. Übers.) seien beleidigend und enthielten „eine bestimmte Dosis an Antisemitismus”.
Der rumänische Präsident Klaus Iohannis sagte, er frage sich, „welche geheimen Abmachungen” der Präsident der Abgeordnetenkammer, Liviu Dragnea, während seines Besuches in Israel „mit den Juden getroffen hat”.
Das „Rumänien-Journal” zitierte Iohannis: „Der Israelbesuch der Premierministerin [Viorica Dăncilă] und offenbar auch des Sprechers der Abgeordnetenkammer ist ziemlich seltsam. Sie kamen nie für ein Gespräch und Frau Premierministerin ging ohne Mandat dorthin, deshalb hat sie nur für die Regierung und in deren Namen gesprochen und nicht für Rumänien.”
Iohannis äusserte auch, er habe Bedenken wegen der „Heimlichkeit” des Besuches und hoffe, dass Dragnea „den gesunden Menschenverstand hat”, den Rumänen den Inhalt seines Besuches nach seiner Rückkehr zu erklären.
Dragnea meinte, die Kommentare (des rumänischen Präsidenten Klaus Iohannis – Anm. d. Übers.) seien beleidigend und enthielten „eine bestimmte Dosis an Antisemitismus.”
Iohannis veröffentlichte später folgendes Statement: „Es ist lächerlich, mich des Antisemitismus zu beschuldigen, während ich von jüdischen Verbänden geehrt und ausgezeichnet wurde.”
Das Zentrum zur Überwachung und Bekämpfung des Antisemitismus, MCA Rumänien, drückt „seine Bestürzung über den Ausdruck ‘geheime Abmachungen mit den Juden’ aus, welcher vom Präsidenten Rumäniens gebraucht wurde, als er sich gegen die Verlegung der rumänischen Botschaft nach Jerusalem und gegen den Besuch von Herrn Dragnea in Israel aussprach.”
„Israel in einen lokalen politischen Disput hinein zu zerren, ist falsch und trägt dazu bei, Antisemitismus und Anti-Israel-Bewegungen zu fördern. MCA Rumänien ruft alle beteiligten Parteien dazu auf, bei solch sensiblen Themen Vorsicht walten zu lassen”, fügte die Gruppe hinzu.
Der Präsident lehnt die Verlegung der rumänischen Botschaft nach Jerusalem vehement ab, während führende Regierungsmitglieder sich für die Verlegung einsetzen.
Dăncilă und Dragnea trafen sich mit Präsident Reuven Rivlin und Premierminister Benjamin Netanyahu in Israel und bekundeten, dass die rumänische Regierung die Botschaft gerne nach Jerusalem verlegen würde, beklagten aber, dass der Präsident die Verlegung ablehnt.
Am Freitag forderte Iohannis Dăncilă zum Rücktritt auf, weil sie sich weigerte, an einem Treffen in seinem Amtssitz, dem Cotroceni Palast, teilzunehmen. Der Fokus dieses Treffens, teilte der Präsident mit, sei der Konflikt zwischen der Regierung und der Zentralbank.
Maximillian Marco Katz, Gründer der MCA Rumänien, äusserte gegenüber der Jerusalem Post: „Ich hoffe, dass die politische Situation, die sich bedauerlicherweise um die Verlegung der Botschaft entwickelt hat und die uns alle in Rumänien betrifft, keine antisemitischen Reaktionen hervorruft.”
Auch Rabbi Menachem Margolin, Vorsitzender der Europäisch-Jüdischen Vereinigung, äusserte sich besorgt wegen den Äusserungen des rumänischen Präsidenten.
„Unabhängig vom bestehenden Protokoll und dem offensichtlichen Missfallen des Präsidenten, das dieses nicht beachtet wurde, würde ich zur Zurückhaltung und Vorsicht mahnen, wenn Staatsoberhäupter eine derartige Sprache benutzen”, sagte Margolin in einem Statement aus Brüssel.
„Im medialen Eifer des Gefechts ist es nicht immer leicht, die richtigen Worte zu finden und wir sind willig, dem Präsidenten in diesem Fall einen Vertrauensbonus zu geben. Doch eine solche Ausdrucksweise zu gebrauchen, die mit Konnotationen und bösem Unterton beladen ist, kann von unangenehmen Elementen in der Gesellschaft an sich gerissen werden und lässt in der jüdischen Gemeinde natürlich die Alarmglocken läuten.”
Den Originalartikel finden Sie unter jpost.com (veröffentlicht am 27.04.18).
Übersetzung: NGU
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